Verfahrensbeistand und die Freiheit

Als Verfahrensbeistand sollen Sie Gespräche über die Eltern und Kind mit jedermann führen. Sie können auch mit dem Kind und mit den Eltern sprechen. Sie sollen eine Stellungnahme an das Gericht senden.

Der Gesetzgeber hat dem Gericht keine Schranke gesetzt, was es von Ihnen als Verfahrensbeistand zu den Akten nimmt, an alle verteilt und allen Gutachtern und nachfolgenden Instanzen zur Verfügung stellt. Es muss das, was Sie schreiben zu den Akten nehmen.

Die einzigen, die etwas dagegen haben könnten, sind die Kinder und die Eltern. Denn deren Recht ist unmittelbar betroffen. Das macht aber nichts. Ihre Stellungnahme ist bereits an alle versendet worden. Sie wird, so wie sie ist, stets in der Akte bleiben, daran wird auch ein Bestreiten des Kindes oder eines Elternteils nichts ändern. Wem wird das Gericht glauben? Dem Verfahrensbeistand, den es ausgesucht und bestellt hat, dem Kind oder den Elternteilen?

Für die Dauer des Verfahrens haben Sie die Möglichkeit, die Restfamilie zu formen und zu gestalten. All Ihre Tatsachenbehauptungen, Vermutungen und Einschätzungen werden thematisiert – hinterlassen aber auf jeden Fall ein Bild im Kopfe der Leser. Es wird das Verfahren prägen.

Vor Gericht müssen Sie sich als Verfahrensbeistand nicht verteidigen oder rechtfertigen. Sie können sich immer darauf berufen, man wisse nicht, ob das Gehörte richtig oder unwahr sei, ob es wichtig oder unangemessen sei. Es wäre Aufgabe des Gerichts, im Zweifel die Tatsachen zu ermitteln. Es stehe dem Gericht schließlich frei, tatsächlich Ermittlungen anzustellen oder es bei dem Bild im Kopf zu belassen.

Ihre Arbeitsweise ist „Case sensitive“. Sie kennen Ihren Besteller aus langjähriger, erfolgreicher Zusammenarbeit und haben ein Gespür dafür entwickelt, ob und wann Sie sich zurückhalten sollen oder sich frei entfalten sollen um den Ansprüchen für eine Wiederbestellung gerecht zu werden. Wenn Sie sich nicht sicher sind, fragen Sie Ihre Zertifizierungsstelle oder den Verein, der die Poolmappe (Verzeichnis der empfohlenen Verfahrensbeistände) führt. Die wissen, was die Besteller wollen, man kennt sich aus der Kooperation.

Idealerweise warten Sie die fachliche Stellungnahme des Jugendamtes ab, welcher Elternteil für das Kind präferiert wird. Es wäre tatsächlich ungut, wenn die Kooperationspartner unterschiedlicher Meinung wären. Im Zweifel führt man ein Gespräch.

Dieses Gespräch birgt jedoch tatsächlich ein Risiko: Das Jugendamt muss tatsächlich offiziell leugnen, mit Ihnen telefoniert zu haben. Deshalb zitieren Sie nicht, erwähnen Sie es auch nicht. Es darf nicht aktenkundig werden.